Mittwoch, 25. Mai 2011

Über das Saugen

Schwestern und Brüder meiner
Generation hatten zur Konfirmation
nur einen Wunsch: Für ein
Tonbandgerät ließen wir uns
in enge Anzüge stecken und schworen
dem Pfarrer feierlich alles was er
hören wollte.

Das Modell von Quelle funktionierte
einwandfrei, keine Ahnung warum,
ich bekam das Standardmodell von Uher.

Wochentags lief auf Mittelwelle
von 14.00-15.00 Uhr die Hitparade
von Radio Luxenburg. Mutter hielt
direkt neben der damals feinen Musik-
truhe schnarchend Mittagsschlaf und
mahnte zur Ruhe. Auf der Musiktruhe
schnatterte der obligatorische Wellen-
sittich in jeden Titel, den ich aus
dem weit unter Zimmerlautstärke
regulierten Lautsprecher mit Monomikro
aufnahm. Hatte sich mal jemand übers
Wochenende eine Rolling-Stones-Platte
ausleihen können, richteten sich manchmal
drei Mikrofone auf den Lautsprecher.

Eigentlich hatten wir unseren Eltern
die Geräte ja unter verschiedensten
Vorwänden abgerungen, Mädchen wollten
damit ihre Gesangskünste verfeinern,
Jungs Vokabeln trainieren. Unsere
kleinkrimminellen Handlungen
beim Rippen der
Hitparade waren selten von Erfolg gekrönt,
spätestens wenn Vater auf Familienfeiern
das Uher heimlich anstellte und das
Gekicher der vom Likör bedudelten Tanten
aufnahm und das immer und immer wieder
abspielte, waren unsere Schätze dahin.
Das Band riss oft bei derartigen Aktionen,
wir waren schon froh, wenn wir eine
Sequenz von 'I Can't Get No Satisfaction'
abhören konnten und gründeten schließlich
eigene Bands.

Das Tonband verschwand in der Versenkung,
Radiosender wuchsen wie Pilze aus dem
Boden, Transistorradios mit Batterie
versüßten uns den Englischunterricht.
Schließlich entdeckten wir das andere
Geschlecht und hörten keine Musik mehr.

Fünfzig Jahre später findet wer will
alles im Internet, was durch ein kleines
Kupferkabel passt.

Machen wir uns nichts vor, die Pornografie
hat das Internet genauso befördert wie
den Buchdruck.

Kommerzielle Warez- oder Musikseiten
werden von Privatpersonen betrieben. Mit
Pop-ups verdienen sie wenig Geld, vermute
ich mal. In der Hauptsache sehen sie
ihr Tun am Rande der Legalität eher
als 'sportlichen Wettbewerb'. Wer
die meisten Neuerscheinungen ins Internet
stellt ist Sieger. Es gibt weltweite
Ranglisten.

Tauschbörsen wurden in den vergangenen Jahren
heftig diskutiert und wer über diese
versuchte, einen lang gesuchten Titel
zu bekommen, tat das wie auf einem
öffentlichen Platz, weil er mit diversen
Programmen seinen eigenen Rechner mit
einem Netzwerk tausender anderer Rechner
verband und alle anderen waren Informationen
über alle im Netzwerk zugänglich. Das führte
dazu, dass spezialisierte Rechtsanwälte allein
davon lebten, ahnungslosen Eltern Abmahnungen
für die Saugerei des eignene Nachwuchses
zuzusenden.

Blogger wollen uneigennützig ihr Wissen,
Erfahrungen, Freude oder die eigene Musik-
Sammlung mit anderen teilen.

Hier kommt nun das Filehosting ins Spiel.
Filehoster vermehren sich wie die Stallhasen.

Hotfile, Fileshare, Rapidshare, Mediafire,
Depositfile sind nur einige.

Filehoster stellen dem Grunde nach
nur Speicherplatz im Internet zur Verfügung.
Sie leben von Werbung und denen, die mit
Premiumaccounts ein paar Minuten Wartezeit
umgehen wollen.

Filehoster kommen immer wieder in die Kritik,
weil sie illegale Inhalte auf ihren Servern
hosten. Dabei ist der Begriff 'illegale Inhalte'
schon ne Nummer für sich. Was soll denn an
Gardels 'Volver' illegal sein?
Bisherige Prozesse gegen die Filehoster
liefen ins Leere. Filehoster sehen sich
wie Betreiber von Bahnhofsschließfächern.
Die DB wird auch nicht zur Rechenschaft
gezogen, wenn ein Dealer Heroin im Schließfach
deponiert.



Wenn du einem Tango-Album nicht wiederstehen
kannst und es auf einem Tango-Blog
endlich gefunden hast, hier ein konkretes
Beispiel:

Auf dieser Startseite

http://www.eltangoysusinvitados.com/

findest du

A.V. - Tango Greco - From Argentina to Greece

unter der Tracklist klickst du auf 'Bajar'

Es öffnet sich die Seite von Megaupload,
die Zeit läuft über 45 Sekunden ab,
Standard download wählen, nach Download
Archiv entpacken, fertig.

Bei manchen CD's steht ein Passwort zum Entpacken.

Manche Filehoster schalten Pop-up's vor
den eigentlichen Link, oft verweisen
die Links auf Pornoseiten, diese Pop-up's
einfach wegklicken, klickst du versehentlich
auf ein Pop-up öffnen sich oft weitere
Pop-up's, diese auch wegklicken.

Bei größeren Dateien, z.B. Filmen, ist
die Datenmenge über  mehrere Archive
und Hoster verteilt. Zeitsparend ist
folgende Vorgehensweise:

1. Archiv bei Hoster A saugen
gleichzeitig
2. Archiv bei Hoster B saugen

etc.

Zum Schluss:

Jeder muss für sich entscheiden, wie
er mit dem Thema umgeht.

Ich wollte auf keinen Fall zu ungesetzlichem
Handeln aufrufen.

Was ich zum Saugen schrieb, kannst du
auf jeder Computerseite nachlesen, das
sind KEINE Geheimnisse eines Insiders.

Bruno

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