Sonntag, 12. Juni 2011

Der arrogante Apollo

Auf meiner Parzelle haben wir oft Hundebesuch. Die Zäune sind niedrig,vorbeikommende Hunde
springen drüber, wenn sie an uns interessiert sind, manche bleiben länger, andere kommen
ein Mal, vielen gehört der regelmäßige Besuch zum alltäglichen Vergnügen.

Zu unseren Besuchern gehören beide unten abgelichteten Hunde, der Dobermann
heisst Apollo, seine Freundin, die Howawardhündin, ist mir namentlich nicht bekannt.

Beide Hunde sind Freiläufer und wohnen einen knappen Kilometer entfernt im gleichen Haus.

Apollo macht täglich seine Parzellenrunde, neuerdings kommt manchmal seine Freundin mit.

Apollo wird hier der 'Vorsitzende' genannt, er geht gelassenen Schrittes die Parzellenwege ab,
guckt in einige Parzellen und entschwindet wie er gekommen ist, unbemerkt.
Apollo grüßt nicht und alles was ihm entgegen kommt ignoriert er.
An einem ihm unter die Nase gehaltenen Hasenbraten würde
er nichtmal riechen, so arrogant ist dieser Hund. Der Besitzer beider Hunde hat eine
bemerkenswerte Erziehungsmethode. Er kommandiert nicht 'Sitz' er spricht in kaum
hörbarer Stimme zu seinen Hunden:
'Bitte Apollo, setz dich, bitte Apollo komm..' etc..

Apollo kommt den dritten Tag in Begleitung seiner Freundin zu Besuch.

Die Howawardhündin hat bereits einen Stammplatz vor der Laube, dort legt
sie sich nieder, schlummert und döst vor sich hin.

Apollo macht auf unserer Parzelle einen kurzen Kontrollgang, das kleine Brunochen,
hat ihn nun zweimal zu einer interessanten Spielerei animiert, bei der sich Apollos tatsächliche
Charaktereigenschaften zeigen. Der kleine Bruno ist als Jungrüde natürlich nicht besonders
zimperlich. Bitte, dies nicht mit Aggressivität verwechseln. Normalerweise verbellen
Hunde andere Hunde, wenn diese ihnen zu aufdringlich werden. Natürlich wirft Apollo
den Bruno auf den Rücken, Apollo wirft sich aber deutlich öfter selbst auf den Rücken.
Man möchte meinen, Apollo kichert, wenn ihm Bruno auf dem Bauch rumturnt.

Howawards und Dobermänner waren mir immer  unvertraut, sie waren für
meinen Laienblick schlecht einschätzbar. Wie vor allen Hunden hatte ich nie Angst
vor diesen Rassen, trotzdem war mir ein aggressier Schäferhund lieber, als
ein nicht durchschaubarer Dobermann oder Howaward.

Beide Hunde sind nicht erzogen, sie folgen ihrem natürlichen Instinkt und wollen
ihrem Menschen gefallen.

Die beste Hundererziehung ist gar keine Erziehung, dabei bleibe ich bis zum letzten Atemzug.
Halter von Hunden, die den natürlichen Instinkt ihrer Hunde herausgeprügelt haben, gibt es mehr als
genug.

Wir sind auf unserer Parzelle gut aufgehoben.

Meter





Zur documenta VI im Jahr 1977 hielt Joseph Beuys im Rahmen seiner Internationalen
Universität einen Vortrag. Zufällig betrat ich einen Seminarraum, Beuys äußerte seinen
in die neuere Kunstgeschichte eingegangenen Satz:

Jeder Mensch ist ein Künstler. Damit sage ich nichts über die Qualität. Ich sage nur etwas über die prinzipielle Möglichkeit, die in jedem Menschen vorliegt...Das Schöpferische erkläre ich als das Künstlerische, und das ist mein Kunstbegriff.

 Danach griff er zu einem Stück Kreide und schrieb ein kaum lesbares Formelwek an die Tafel, wischte mit dem Ärmel Fragmente weg, schrieb neue hin.
Manche Zuhörer kicherten, die Masse versuchte natürlich, die Sinnhaftigkeit der Formeln
zu erfassen, Blitzlichter durchzuckten den Raum, du findest zahlreiche Dokumentationen
dieses Schauspiels im Internet. Die schlichte Wahrheit ist, Beuys hatte 1977 der von ihm
selbst geprägten neuen Auslegung der Kunst  den Rücken gekehrt, 1977 war er längst
zur Handelsware diverser Galerien und der Kunstindustrie geworden.

Trotzdem hat mich der o.a. Satz nie ganz verlassen, im Beuysschen Ursprungssinn habe ich
meinen lang gehegten Traum verwirklicht und mein letztes Kunstwerk begonnen.





Das Werk ’Meter’ befindet sich auf  meiner Parzelle. Du kannst es jederzeit besichtigen,
Parzellenland ist freies Land und somit öffentlich. Die Parzelle befindet sich in Kassel-Harleshausen an der Straße Zum Feldlager. Von der Holländischen Straße kommend erreichst du die Parzelle über die Wegmannstraße. Die Wegmannstraße wird gekreuzt von der Straße
Zum Feldlager, biege in die Straße Zum Feldlager links ab und folge dem Straßenverlauf bis die Straße über eine kleine Brücke führt. Direkt hinter der Brücke biege links ab, du erkennst einen kleinen Parkplatz. Rechts vom Parkplatz befindet sich ein Seitenweg der Parzellenanlage, den geh ungefähr 50 Meter entlang, rechts kannst du dann ‚’Meter’ erkennen.
Du kannst über den niedrigen Zaun steigen, ein Lattenzaun mit offener Tür kommt noch.
Der Umgang damit ist jedem freigestellt. Künstlerische Absicht ist, das Innere des ehemaligen
Kompostgestells selbst nicht zu verändern, abzuwarten, was von selbst geschieht.

’Meter’ wird unter dem Link
http://brunosparzelle.blogspot.com/2011/06/meter.html
fotografisch dokumentiert.

Ich werde dies Projekt verschiedenen Personen der Öffentlichkeit vorstellen.
Namen und deren Reaktionen werde ich auf dieser Seite veröffntlichen.

Diese Einladung wurde erschickt an die Kulturredaktion von

Der Spiegel
Die Zeit
ARTE
Art
ARD
DPA
Tangodanza

desweiteren an

Hessisches Kultusminsterium
Bundespräsidialamt
Den Kulturderzernenten meiner Stadt
Geschäftsführung documeta 13