Freitag, 13. Mai 2011

Bruno, Suzy, Brunochen, Pamperro

Links an dem kleinen Pfahl mein erster Baum auf der Parzelle,
 ein Mammutbaum, jährlicher Zuwachs bis drei Meter.


Achtunddreißigste Entscheidung

Arkans angefangene Laube kommt nun doch weg,
verwertbare Kanthölzer werden der Grundstein einer
eigenen Laube sein.

Das Plumpksklo kommt auch weg.
Irgendwann werd ich einen Brunnen bohren
und will im Kaffee nicht Arkans Fäkalienreste.

So nett Arkan auch ist, bei aller Sympathie
muss sich der Mensch abgrenzen.

Spontane Ideen

Parzellaner haben oft spontane Ideen die
keinen Aufschub dulden.

Jeder Parzellaner hat deshalb ein
Baustofflager.

Der Anfangsbestand meines Baustofflagrs
sieht so aus


Parzellaner sind Sammler und recyceln nur naturbelassene Materialien.
Plastik kommt garnicht in die Hütte. Bei grünen Plastikgießkannen machen
sie eine Ausnahme.

Vergleich Parzellaner - Tangoholiker

Sobald zwei Parzellander zusammenstehen und
anderer Parzellaner vorübergehen, außer Hörweite sind,
beginnt einer der zwei stehenden zu lästern:

Wie kann man den einen Holunderbusch mitten
in den Garten pflanzen, Holunder wächst doch
überall.


Die Türken neben uns sind fleißige Leute, Ordnung
kennen sie  nicht. Kein Weg, kein Randstein,
eigentlich schade.


Der bohrt nun schon drei Jahre an seinem Brunnen,
ich hatte ihm gleich gesagt, mit Plasikrohren wird
das nichts.


Die Russin neben ihnen ist eine fleißige Frau.
Sie hat vor drei Jahren unten die Parzelle 93
dazugenommen und mäht sie nur. Als
hätte sie hier nicht genug zu tun.

Tangoholiker machen sowas nicht!

Mein Container

Heute kam mein Container.
Der LKW-Fahrer war sehr geschickt,
drei kurze Rangiervorgänge.




Alles dauerte sechs Minuten.
Nach drei Minuten kam eine
Greisin auf dem Fahrrad, der Laster
versperrte ihr den Weg.

Der rechte Griesinnendaumen hämmerte
auf dem Klingelkopf wie der
Pianistendaumen beim Tremolo. Das
erzeugte einen Ton. ähnlich dem
eines alten Telefons.
Die Greising sang dazu ein Lied
mit einer Strophe und einer Zeile,
ein hörenswerter minimalmusikalischer
Vortrag, energisch dargeboten:

Machen sie sofort den Weg frei!

Mit jeder neuen Strophe steigerte
sie die Lautstärke.

Der LKW-Fahrer schaltete den Moror ab.

Was glotzen sie so blöd, ich verdien hier
mein Geld, habe nicht soviel Zeit wie sie
mit dem Fahrrad umherzufahren.


In der ersten Sekunde fand ich seine Reaktion
unangemessen, die Greisin setzte unbeeindruckt
ihr Konzert fort.

Schließen sie den Container ab, sonst ist er morgen
voll

sagte er.

Schokolade im Bett - 4+4=8

Während meiner Maurerlehre war es Mode,
Bierflachen mit den Zähnen zu öffnen.
Erst um 1975 herum wurden die Zollstöcke
billig und das Öffnen von Bierflaschen
mit dem Zollstock kam in Mode. 15 Jahre
später kam das BIC-Feuerzeug auf den Markt,
damit Bierflaschen zu öffnen ist bis heute
Mode. Meinen ersten Backenzahn ruinierte
ich mit 16 Jahren.

Wer gern im Bett Schokolade ist, weiße
Bettwäsche bevorzugt und im Bett liest
hat vier Probleme: Im Sommer ist auf dem
Nachtschrank gelagerte Schokolade weich, sie
verschmiert die Finger und die Bücher.
Im Sommer gelesene Bücher zu verleihen verbietet
sich wegen der braunen Flecken auf weißem Papier.
Braune Flecken werden gern falsch
gedeutet. Im Winter ist die Schokolade in nicht
geheizten Schlafkammern hart und splittert
unbemerkt auf  Kopfkissen, wo sie ebenfalls
braune Flecken hinterlässt. Wer morgens schlaftrunken
ein weißes Kopfkissen mit braunen
Flecken angeblickt hat, kennt den 'Ich werd doch
nicht Gedanken'.

Bis zum 51 Lebensjahr litt ich unter Zahnarztphobie,
ich überwand die Phobie und
ging zum Zahnarzt.

Nehmen sie Platz, wo tut s denn weh.

Ich blieb stehen.

Ich habe heute meine Zahnarztphobie fast überwunden 
und bitte sie um Anfertigung
eines kompletten Gebisses. Was kostet es,
wie lang wird es dauern? Ich habe in
fünfzig Jahren genug Zahnschmerzen gehabt,
irgendwann muss Schluss sein. Sind sie bereit,
sagen sie nur Ja oder Nein.
Ich bin zu allem bereit, setzen müssen sie sich
so oder so.

Ich setzte mich, bekam den Latz um, der
Behandlungsstuhl kippte nach hinten, ich war
gefangen. Ein solcher Stuhl war mir unbekannt,
ich war zwanzig Jahre nicht beim Zahnarzt und
konzentrierte mich auf die Stuhltechnik. Deshalb
fürchtete ich mich nicht.

Der Zahnarzt stocherte und klopfte meine Zähne
ab.

Ihre Zähne sind zu schade zum Ziehen. Oben rechts ziehe i
ch ihnen die Wurzel (die Jugensünde), dem Sowiesozahn machen wir eine
Wurzelbehandlung und an den Zehner (?) hängen wir noch einen an.
Für meinen langen Rücken war das Rückenteil des
Stuhls zu kurz eingestellt. Ich nörgelte rum
und auf Knopfdruck brachte der Doktor mich in eine bequeme Stellung.

Ich gebe ihn jetzt eine Spritze und wir holen
erstmal die Wurzel.
Wird die Lippe taub?  Dann wollen wir mal.
Es tat höllisch weh, die Lippe war nicht taub genug.

Öffnen sie den Mund, ich spritze nochmal nach.

Jetzt war der Schmerz noch stärker, ich bäumte
mich auf, mit seinem linken Arm drückte mich der
Dentist zurück.

Da haben wir auch den Rest. Nehmen sie noch einen 
Moment im Wartezimmer Platz, ich mach
ihnen  einen Kostenvoranschlag.
So fing alles an, er versicherte mir ein Leben
ohne Zahnschmerzen. Oben rechts drei Kronen
und zwei Brücken. Oben rechts ging nach einwöchiger
Gewöhnung nicht mnehr ab. Der
Doktor und seine Kollegin rissen mir fast den
Kopf von den Schultern.

Die heutigen Kronen sind so passgenau, die
halten ohne Zement
sagte er.

Ich wollte meinen Kopf behalten und legte
keinen Widerspruch ein.

Oben links zwei Kronen und eine Brücke.
Diese Konstruktion blieb bisher viermal
am Kaugummi kleben. Immer freitags beim Tango.

Unten links Krone, Brücke, Krone und Brücke
freischwebend in Gold.

Für unten rechts hatte ich keine Lust mehr.
Ich besuchte den Doktor nur noch, um oben
links nachzementieren zu lassen.

An unten rechts müssen wir uns aber auch noch machen
sagte er dann immer.

Genau
antwortete ich und nahm seine Kostenvoranschläge
mit, nahm meine Selbstbeteiligung zu Kenntnis
und investierte die Beträge in eine Klarinette,
ein Akkordeon, ein Flügelhorn und eine Gypsy-Gitarre.

Vor elf Wochen begann unten links Schwierigkeiten zu machen.
Ich verlor zwei Kronen und zwei Brücken auf einen Schlag, macht
vier Zähne.

Kein Problem, da machen wir zwei schöne Implantate, 
alles wird wie vorher.

Niemals. Ich wollte schon vor 11 Jahren ein Gebiss.

Für ein Gebiss sind sie zu jung.
Seit einer Woche machte unten rechts Probleme.
Eine längst vergessene Baustelle. Selbst die
Säure einer reifen Banane machte meine rechte
Gesichtshälfte zu einer persönlichen Kernschmelze.

Ausgerechnet jetzt, morgen bekomme ich einen
Container auf meine Parzelle, will alles Gerümpel
entsorgen , kann mir dabei
keine Zahnschmerzen leisten.

Um 17.30 Uhr war ich wieder bei ihm.

Aha, da machen wir eine Wurzelbehandlung,
Krone drüber, Implantat, den Sowieso hängen
wir an.

Nix da, keine Wurzelbehandlung, keine Implantate, alles raus, 
auch keinen Kostenvoranschlag. Ich will seit elf Jahren
ein Gebiss, ich will nie wieder Zahnschmerzen,
ich will Eis, Schokolade im Bett essen, und zwar
ohne schlechtes Gewissen, wenn ich mir danach
nicht den Zahnschmelz von diesen elenden Zähnen
gescheuert habe. Ich bin zu einer Mutprobe bereit, 
wegen mir ziehen sie ohne Spritze.
Der Schmerz drohte, mir die rechte Gesichtshälfte
vom Kopf zu sprengen und
einen Teile des Halses und der Schulter gleich
noch mitzureissen.

Er schwieg vier Sekunden.

Na gut, danach machen wir ein Geschiebe mit
Teilprothese links und rechts.
Unten rechts Krone, Brücke, Krone, Brücke
auch noch weg. Wieder vier Zähne, acht in elf
Wochen, mit Spritze, weil er es so wollte.

Ich mach ihnen noch einen Kostenvoranschlag.
Durch die zwischen die Kiefer gepresste Kompresse
nuschelte ich

Habe die nächsten Wochen viel zu tun, muss
noch ein Bauvorhaben abwickeln. Melde mich
im Sommer bei ihnen.
Oh, soll ich sie bis Mittwoch krankschreiben,
brauchen sie ein paar Tabletten?
Nee, geht schon, nächstes Mal könne wir vielleicht 
über ein Gebiss reden, mit
schönen weißen Zähnen, Kukident und Haftsalbe,
das volle Programm.
Aufgemerkt, ich war in Parzellanerkleidung
bei ihm, derbes Schuhwerk, Erde hier und Erde da.
Er hielt mich für einen Straßenbaupolier oder
Landschaftsgärtnermeister.

Geht doch!